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Eine Reise in die Eingeweide einer Bank.

Von Reinhard Melz

Damit wir uns richtig verstehen, ich habe nichts gegen Banken und erst recht nichts gegen deren Mitarbeiter. Sie erfüllen in unserer Gesellschaft viele wichtige Aufgaben und sie werden auch in Zukunft gebraucht. Aber für einen fairen Umgang miteinander sollte jeder wissen, wie eine Bank arbeitet. Und vielleicht sollten wir doch das Eine oder Andere ändern.

Möglicherweise wissen Sie schon, dass Banken mittels Kreditvergabe neues Geld erzeugen. Aufgrund dieser neuen Erkenntnis, die leider die breite Masse noch nicht erreicht hat, analysieren derzeit intelligente Leute die Wirtschaft der Banken. Dazu gehört auch Horst Seiffert, der m.E. am weitesten in die Materie eingedrungen ist. Geboren 1952, von Beruf zunächst Ingenieur, später IT-Dienstleister wurde er von Professor Bernd Senf 2005 zu diesem Thema inspiriert. Seinem Buch habe ich die folgenden Erkenntnisse entnommen.

Was ist, wenn die Banken nicht nur mittels Kreditvergabe neues Geld schöpfen, sondern auch, wenn sie einen LKW kaufen, ihr Personal zahlen, Boni ausschütten und überhaupt für alle eigenen Ausgaben? Wie bitte???? Die machen sich ihr eigenes Geld? Das kann nicht sein…! Und doch ist es so. Zur Klärung begeben wir uns jetzt mal auf die Suche nach dem bankeigenen Geld, dem tatsächlichen Vermögen einer Bank.

Forderungen an Verbindlichkeiten heißt der Buchungssatz bei Ausgabe eines Kredits. Die Bilanz wird verlängert, neues Geld ist geschaffen worden. Also das ist schon mal nicht das eigene Geld der Banken. Ein Angestellter (K1) einer Bank (B1) hat in der Regel sein Konto bei dieser seiner Bank. Wenn er sein Gehalt bekommt heißt der Buchungssatz Personalkosten an Verbindlichkeiten (= Kundenkonto), z.B. 2000 €. Der Angestellte K1 hat auf seinem Konto bei der Bank 2000 € mehr. Die Bank B1 bezahlt dieses Gehalt nicht, sondern sie nimmt sozusagen einen Kredit bei ihrem Angestellten K1 auf. Oder andersherum K1 leiht der Bank B1 2000 €. Sonst passiert erst mal nichts, eigenes Geld der Bank wird nicht angetastet. Das Konto Personalkosten ist geduldig, die Buchung ist dort.

Jetzt gibt der Angestellte K1 die 2000 € Stück für Stück aus. Er kauft sich einen Computer bei K2 für 500 €. K2 hat zufällig sein Konto ebenfalls bei dieser Bank B1. Die 500 € werden innerhalb der Verbindlichkeiten der Bank (=Kundenkonten) umgebucht, vom Konto des Angestellten K1, der dann 500 € weniger Forderungen an die Bank hat, auf das Konto des K2, der dann um 500 € mehr hat. Auch hier passiert weiter nichts.

Nun kauft K1 für 1000 € von K3 ein Fahrrad. K3 hat sein Konto bei einer anderen Bank, nämlich B2. Jetzt wird es spannend. Damit K3 zu seinem Geld (bzw. zu seiner Forderung gegen seine Bank B2) kommt, muss Geld von B1 zu B2 fließen. Jetzt befinden wir uns auf der Ebene der Geschäftsbeziehungen zwischen den Banken und aller Banken mit der Zentralbank und hier fließt tatsächlich bankeigenes Geld.

Bankeigenes Geld ist also das Guthaben bei anderen Banken und bei der Zentralbank. Damit ist bankeigenes Geld immer nur dann betroffen, wenn Zahlungen zwischen den Banken (wie in obigem Beispiel der Kauf von K1 bei K3) oder der Zentralbank (z.B. Ein-/Auszahlung von Bargeld) fließen. Da ständig ohne irgendwelche Rücksicht auf die Banken Käufe getätigt werden, fließt zwischen den Banken ständig Geld. Über lange Zeiträume betrachtet, wäre der Idealfall, dass sich diese Geldströme vollständig gegeneinander aufheben. Das tun sie, aber nicht zu 100%.

Banken mit vielen Kunden sind im Vorteil. Die Chance, dass sich eigene Kunden gegenseitig etwas überweisen und damit die Überweisung kostenneutral bleibt (siehe Kauf K1 bei K2) ist einfach höher. Banken lieben erfolgreiche Unternehmer weil sie Zahlungen von anderen Banken anziehen.

Wir sehen, was für eine Bank tatsächlich maßgebend ist, sind Zahlungen von und an andere Banken einschl. der Zentralbank. Wenn eine Bank mehr an andere Banken zahlen muss, als sie von dort zurückbekommt, muss sie diesen Betrag bei der Zentralbank leihen. Wie im Geschäftsleben üblich, wird die Zentralbank den Geldhahn zudrehen, wenn die Bank nicht mehr kreditwürdig erscheint. Dann wird die Bank insolvent. Wenn sie von anderen Banken mehr bekommt als sie zahlt, kann sie leichter Geld schöpfen und damit das Risiko eingehen, dass mehr Zahlungen an andere Banken gehen. Der Überschuss schwindet dadurch und die Bank muss auch bei Geldschöpfungsvorgängen wieder vorsichtiger sein.

Wenn man sich diese Vorgänge genauer anschaut, stellt man fest, dass der Geldschöpfung theoretisch keine Grenzen gesetzt sind, vorausgesetzt, alle Banken tun das Gleiche. Wenn also jede Bank sich ein Haus baut (große Banken ein großes Haus, kleine Banken ein kleines Haus) kostet es die jeweilige Bank nichts. Tatsächlich nichts, denn die Zahlungen zwischen den Banken werden sich ausgleichen. Die Häuser wurden mit neu geschaffenem Geld gebaut. Klar gibt es gesetzliche Beschränkungen mit Eigenkapitalqoten und dergleichen. Sie wirken aber nicht, solange alle Banken im gleichen Verhältnis Geld schöpfen. Letzteres ist die große Beschränkung, die auch wirkt.

Bargeld, das Sie einzahlen, kann die Bank jederzeit in Guthaben auf ihrem Konto bei der Zentralbank umwandeln. Es gehört also auch zum Vermögen der Bank. Bargeldauszahlungen schmälern das Vermögen einer Bank, weil die Bank damit praktisch ihre Schulden bei Ihnen zurückzahlt.

Die Bilanz und GuV-Rechnung bilden das ganze Geschehen einigermaßen plausibel ab, so dass sie allgemein akzeptiert werden. Sie tun das aber nicht genau, weil sie die Geldschöpfungsmöglichkeiten der Banken nicht berücksichtigen.

Der eine oder andere Bankbuchhalter wird nun vielleicht einwenden, dies sei doch alles Schmarrn. Bilanz und GuV-Rechnung geben die Lage einer Bank absolut wahrheitsgetreu wieder. Um auch diese Spezialisten zum Nachdenken zu bringen: Wenn eine Bank ein Grundstück von einem eigenen Kunden kauft, woher kommt das Geld? Grundstücke werden nicht abgeschrieben, tauchen also in der GuV-Rechnung nicht auf. Der Buchungssatz lautet: Grundstücke (Aktiva) an Verbindlichkeiten (=Kundenkonto) (Passiva), ist also eine Bilanzverlängerung wie bei einem Kredit an einen Kunden. Erst wenn der Kunde anfängt, sein Geld auszugeben, treten die bereits beschriebenen Vorgänge ein.

Für das Erste reicht das mal. Denn derjenige, der es bis hierhergeschafft hat zu lesen, sieht sein Weltbild erschüttert und zweifelt an seinem oder meinem Verstand. Aber vielleicht können Sie jetzt die Fragen beantworten, warum Banken

- am liebsten bei Einheimischen kaufen oder bauen lassen.

- gerne erfolgreiche Unternehmer als Kunden haben.

- gerne Weltspartage veranstalten

- sich gerne zusammenschließen, wenn sie klein sind

- gerne von großen Unternehmen (z.B. VW-Bank) gegründet werden

Quelle: Das Buch „Geldschöpfung, die verborgene Macht der Banken“ von Horst Seiffert