Zum Artikel „Ukraine – ein Land am Abgrund“ vom 16.02.2015 SOR

Dieser Artikel ist als Versuch einer objektiven Darstellung eigentlich zu loben. Jedoch sind bei genauerem Hinsehen einige Mängel erkennbar, die wohl auf fehlendes Wissen oder/und Anpassung an den Mainstream zurück geführt werden können. Ich versuche deshalb hier mal die westeuropäische Brille abzunehmen und die Dinge aus Sicht der russischen Politik darzustellen.

Das Drama fing mit Gorbatschow an. Der Ausverkauf der Sowjetunion erfolgte mit Jelzin. Ausländische Investoren verbrüderten sich mit inländischen Oligarchen und saugten das Land weiter aus. Bis Putin kam und dem Treiben Einhalt gebot. Bis hierher und nicht weiter sagte er seinen Oligarchen und vertrieb die ausländischen Blutsauger wo es um vitale Interessen des Staates ging. Währenddessen war der Westen nicht müde und lockte die östliche Bevölkerung der Satellitenstaaten mit Jeans, Hamburger und lockeren Sprüchen. Demokratien wurden errichtet und mit ihnen gleich neue NATO-Stützpunkte, die heute bis an die Grenzen von Russland reichen. Und das, obwohl die NATO Herrn Gorbatschow in die Hand versprochen hatte, sich nicht nach Osten auszudehnen. Auch in der Ukraine wurde mit vielen Millionen Dollar die Bevölkerung über Jahre hinweg in bewährter Methode vom Westen (allen voran die USA) gegen Russland aufgehetzt und versucht, das Land in die EU zu locken. Auch hier sagte Putin, bis hierher und nicht weiter.

Selbstverständlich wurde von Seiten Russlands Druck auf die Ukraine ausgeübt. So wurde z.B. damit gedroht, dass die Ukraine den Marktpreis für Gas zahlen müsste, wenn sie sich der EU anschließen würde und leider auch sonst nicht mehr wie bisher finanziell unterstützt werden könnte. Janukowytsch hat das einzig Richtige für sein Land getan und den Assoziationsvertrag mit der EU nicht unterzeichnet. Heute ist die Ukraine, wie der Referent richtig feststellt, am Ende und kann nur mit russischer Hilfe über diesen Winter kommen.

Der Showdown am Majdan mit 80 Todesopfern war es, der die jetzige Regierung an die Macht gebracht hatte. Ein Thema für sich, wissen wir doch heute, dass hier Scharfschützen tätig waren, die unter anderem aus dem Hotel schossen, das die Rebellen besetzt hielten. Da fallen mir die Worte von Frank Steinmeier ein, die er kürzlich beim Thema Minsk II gesagt hat: „Wir bitten alle sehr, von Störfeuern abzusehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Friedensbemühungen von interessierter Seite zerbombt würden.“ An der Macht ist nun ein Oligarch und sein Vize ist Faschist. So etwas können wirklich nur die Amerikaner akzeptieren.

Gemein wird es allerdings, wenn der Referent die jetzige Situation in Russland mit den deutschen Verhältnissen nach dem 1. Weltkrieg in Verbindung bringt. Impliziert dies doch, dass Wladimir Putin mit Adolf Hitler vergleichbar wäre. Zu diesem Thema möchte ich an die Rede von Herrn Putin vor dem deutschen Bundestag am 25.09.2001 erinnern, die er dort in Deutsch gehalten hat. Ich möchte Allen empfehlen, sich diese Rede bei youtube zu Gemüte zu führen. Eine halbe Stunde Ihres Lebens, die sich lohnt. Mit seinem Schlusswort möchte ich Sie, liebe Leserinnen und Leser fragen: Ist das der Mann, den Sie aus unseren Medien kennen? Ist das der kriegslüsterne Diktator, den man uns glauben machen will? Oder wird heute vielleicht gerade ein Feindbild für uns generiert?

„… Wir sind natürlich am Anfang des Aufbaus der demokratischen Gesellschaft und der Marktwirtschaft. Es gibt auf diesem Wege viele Hürden und Hindernisse, die wir zu überwinden haben. Aber abgesehen von den objektiven Problemen, und in meinem Fall aufrichtig und ganz ehrlich gesagt, von eigener Ungewandtheit, schlägt unter dem allem, das starke lebendige Herz Russlands, welches für vollwertige Zusammenarbeit und Partnerschaft geöffnet ist.“ Tja, diese Chance haben wir vertan. Wir sind auf dem besten Weg, dass Russland unser Feind wird. Das russische Herz ist groß. Vielleicht können wir wieder Freunde werden, wenn wir den Russen die Hand reichen und um Vergebung dafür bitten, was wir in der Ukraine angerichtet haben?

Nein, nein, diesmal sind wir wirklich nicht die Guten.